Ich bin mit spitzen Nadeln bewaffnet!

Stricknadeln um genau zu sein. Andere, kleinere Nadeln mit Loch hinten dran gehören ja schon länger zu meinem Waffenarsensal.

Meine allerersten Strickerfahrungen waren eher traumatisch - als man mir in der Volksschule versuchte stricken beizubringen war das ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen. Ich habs einfach nicht hingekriegt und lief auch noch Gefahr ein paar Gliedmaßen zu verlieren, denn ich hab mir jedesmal beinahe das Blut abgeschnürt mit dem Wollfaden. Meine Handarbeitslehrerin hatte schließlich auch ein Erbarmen mit mir da ich in allem anderen sehr gut und ohnehin ihre eifrigste Schülerin war und hat mir eine andere Beschäftigung gegeben. Das war es dann erstmal für mich mit dem stricken.
Obwohl ich mich selber beim stricken so absolut miserabel angestellt habe fand ich Gestricktes aber immer wunderschön. Die Optik, die Haptik, einfach alles daran. Und Wollknäuel machen mir gute Laune, da unterscheide ich mich gar nicht soviel von meinen Katzen. Spaß mit Wollknäueln hatte ich auch in Form von häkeln, das mir im Gegenteil zum stricken auf Anhieb ziemlich gut gelungen ist. Das war mir aber nicht genug - obwohl mir auch gehäkelte Sachen sehr gefallen wollte ich unbedingt noch die Fähigkeit stricken meistern.

Etliche Jahre später ist es jetzt also soweit: Ich stricke! Ich bringr mich dabei nicht um!! Es macht Spaß!

Wer weiß warum es mittlerweile gut klappt - vielleicht ist Selene eine bessere Lehrerin als es meine damalige Werklehrerin war, vielleicht bin ich eine bessere Strickschülerin, vielleicht hat mir die jahrelang Übung durchs Häkeln geholfen meine Finger zu lockern... man wird es nie erfahren! (Obwohl ich bei den erssen paar Reihen schon sehr verkrampft und nervös war, es war allerdings nicht schmerzhaft und hat sich zum Glück auch relativ bald gelöst.)

Da Selene mittlerweile nicht mehr in der Nähe ist um sie spontan mit Fragen zu löchern brauchte ich eine andere Unterstützung und hab sie in einem gesammelten Handarbeitenbuch (das hier schon seit Jahren herumliegt, sicher auch schon seit meiner Volksschulzeit) gefunden! Das erspart es mir erstmal ein extra Strickanleitungsbuch zu kaufen, da sind alle Basistechniken und etliche Muster mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden perfekt mit anschaulichen Bildern erklärt.

So oft wie ich am Anfang beim üben angeschlagen und wieder aufgerippelt habe brauche ich allerdings nicht mehr nachschauen wie die Anfangsschlinge geht.. ;)

Als erstes kleines, feines Projekt habe ich mir ein Stirnband auserkoren, komplett im Perlmuster gestrickt. Das hat mir Selene als sehr einfach (und somit anfängerfreundlich!) angepriesen, womit sie auch recht hatte. Außerdem war sie so freundlich mir ein kleines Musterfleckchen vorzustricken an dem ich mich orientieren kann - es hat mir aber eine ganze Weile nur gezeigt das ich was falsch mache weil ich ihre Anweisungen falsch im Kopf behalten hatte und es erst richtig hinbekommen habe als ich in meinen Handarbeitsbuch zum Glück eine Anleitung für das Perlmuster gefunden habe.
Da hat mich dann nichts mehr gehalten und ich hab mir meine schicke, lila-gemusterte Schurwolle geschnappt und hab losgenadelt.

Ein Klick machts größer!

Ganz links: Selenes Probefleckchen.
Mitte: Meine ersten Reihen mit der lila-gemusterten Wolle.
Ganz rechts: Meine schon vorangeschrittenen Reihen mit unifarbener grüner Wolle.

Mit im Bild ist übrigens auch ein Säckchen voller kleiner Holzklammern die ich mir als "Nadelstopper" gekauft habe. Für die grüne Wolle (Merino übrigens, wunderbar weich ♥) brauchte ich Nadeln in Stärke 3 und da habe ich im Vorrat meiner Mama nur ein 4er-Nadelspiel gefunden und hier sind die Nadeln ja relativ kurz. Da mein Stirnband natürlich auch nicht gigantisch breit werden sollte macht das erstmal nichts - allerdings hatte ich doch Sorge das mir die Maschen von der Nadel rutschen, wenn ich das ganze gerade wo lagere. Nach kurzem überlegen sind mir zwei kleine Plastikklammern eingefallen, die ich bis jetzt immer benützt habe um Postkarten an einem Faden aufzuhängen- auch für den Zweck Maschen nicht von der Nadel rutschen zu lassen ideal geeignet. Und falls ich mal noch mehr Maschen vom abrutschen hindern müsste habe ich beim Chinashop in der Nähe noch ein ganzes Säckchen von den kleinen Klammern um 1€ besorgt - sicher ist sicher!

Wieso gibt es von mir zwei angefangene Stirnbänder..? Nun, ich habe schnell gemerkt dass das Perlmuster bei der gemusterten Wolle leider absolut untergeht und reine Fleißarbeit ist - man sieht nämlich so gut wie gar nichts davon. Da werde ich lieber ein anderes, besser sichtbares Muster damit stricken. Momentan denke ich an ein simples Rippenmuster.

Nochmal die drei Perlmuster im Vergleich, in Großaufnahme

Was ich eigentlich schon vom häkeln wusste habe ich jetzt auch beim stricken gelernt: nicht alle Muster wirken mit allen Wollarten gleich gut! Deswegen durften noch 3 Knäuel (zwei davon reduziert) vom Wollladen zu mir nachhause mit. (Eines davon die schon angestrickte Merinowolle.)

Alle 3 drei haben verschiedene Stärken, damit ich auch damit experementieren und üben kann wie ich damit zurecht komme. Mit einer der beiden noch übrigen Farben möchte ich das schicke Korbmuster ausprobieren, für das ich eine Anleitung in meinem Handarbeitsbuch gefunden habe. Ich bin mir aber noch nicht ganz sicher ob ich mich für gold oder rot entscheiden werde - erstmal stricke ich sowieso mein grünes Perlmuster weiter.

Ich bin jedenfalls extrem angefixt vom stricken und werd so schnell sicher nicht mehr damit aufhören!! Momentan ist es noch ganz neu und aufregend, das ist schon mal ein besonderer Spaß. Jedesmal wenn ich die Nadeln in die Hand nehme sitze ich da und freu mich: "Ich stricke! ICH! Ich stricke!! YEAAH!". Und bin furchtbar stolz auf mich dass ich diese Fähigkeit (zumindest in den Anfängen) zu meinem Kenntnisarsenal hinzufügen konnte.

Heute durfte mein angefangenes grünes Stirnband mich sogar auf den Zentralfriedhof begleiten - nachdem unsere Familiengräber (väterlich und mütterlich) ziemlich genau an entgegengesetzten Winkeln des Friedhofes liegen sind wir immer eine gute Weile unterwegs und nach der ganzen frischen Luft ("hmmm, der Leichendunst!") und der Bewegung immer gut hungrig und kehren traditionell danach in einem nahegelegenen Gasthaus ein. Deren Küche wurde mit den Jahren leider immer mieser und wir haben dieses Jahr zum ersten Mal im Schloss Concordia Restaurant auf Empfehlung von Freunden gegessen und wir haben den Wechsel nicht bereut - nein eher das wir ihn noch nicht früher gemacht haben. Deliziös, sage ich euch! Lecker ist da noch untertrieben. Und beim warten auf das essen hab ich immerhin 3 neue Reihen gestrickt.
(Das macht für heute 4 neue Reihen, nach dem aufstehen musste ich auch gleich eine Reihe stricken um meinen Geist aufzuwecken.)

Und was haltet ihr vom stricken?

♥